Testen, testen, testen:  Das Bobteam um Doppel-Olympiasieger und –Weltmeister Francesco Friedrich hat in den vergangenen Wochen nahezu 100 Fahrten mit den verschiedenen Schlittenmodellen absolviert. Teilweise rauschen in den Trainingseinheiten an den Vor- und Nachmittagen acht Mal pro Tag durch den ENSO-Eiskanal in Altenberg. Da schlaucht schon hin und wieder. Doch es gilt das optimale Material für den Saisonhöhepunkt zu finden. Die Heim-Weltmeisterschaften  vom 17. Februar bis 1. März 2020 rücken näher, das erste Weltcuprennen findet bereits in zweieinhalb Wochen in Lake Placid (USA) statt.

„Die Ergebnisse sind bisher recht positiv, wir haben wirklich viele Fahrten abgespult, vieles hat sich bestätigt“, sagte Friedrich auf der Saisoneröffnungspressekonferenz des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland mit den besten deutschen Kufensportlern am Dienstagnachmittag in der Dresdner Niederlassung von BMW. „Wir haben groben Fahrplan in den Hinterköpfen, was wir wie machen wollen, zwischen Weihnachten und Neujahr gehe es dann an die Feinabstimmung.“

Der Pirnaer Bobpilot vom BSC Sachsen Oberbärenburg war direkt vom Training in Altenberg mit seinem Anschieber und Vereinskollegen Martin Grothkopp nach Dresden gefahren. Dort sagte der 29-jährige Champion, dass er bei den beiden Weltcup-Rennwochenenden in Lake Placid zunächst einmal auf die bewährten Bobs aus der Vorsaison setzen werde.

Darüber hinaus würden die Teams auf der WM-Bahn von 2021 durchwechselt. So bekommen sowohl Alex Schüller als auch Thorsten Margis jeweils eine Chance im kleinen Schlitten. Im Viererbob will er mit Candy Bauer, Grothkopp sowie mit Margis und Schüller im Wechsel antreten. Grothkopp hofft indes insgeheim auch noch auf seine Chance auf einen Platz im Zweierbob. „Vor allem will ich es aber in das Viererbobteam schaffen, ein Selbstläufer ist das auf jeden Fall nicht“, erklärt der Dresdner.

Ebenfalls an der US-Ostküste starten wird Bobpilotin Stephanie Schneider. Die Vize-Weltmeisterin vom BSC Sachsen Oberbärenburg hatte sich nach dem enttäuschenden dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Altenberg mit einem souveränen Sieg in der abschließenden Selektion am Königssee gerade so noch für den Weltcup-Kader für Übersee qualifiziert. „Es kam alles zusammen, in Altenberg war ich gesundheitlich angeschlagen, meine Anschieberin Ann-Christin Stark (Stuttgart) hat noch immer Rückenprobleme und sich durchgebissen“, erklärt die 29-jährige Dresdnerin. „Am Königssee haben wir dann die Reißleine gezogen.“

Bei der wichtigen finalen Selektion trat Stephanie Schneider mit der Erfurterin Lisette Thöne an, die seit anderthalb Jahren keinen Wettkampf bestritten und noch Schulterprobleme hatte. „Zum Glück hat es geklappt. Vielleicht brauche ich ja etwas Druck, um erfolgreich zu sein.“ Bis sich die Ann-Christin Strack erholt hat, stößt Anschieberin Leonie Fiebig (BSC Winterberg) zu ihrem Team als tatkräftige Unterstützung.

Zwischen Weihnachten und Neujahr muss sich die sächsische Bobpilotin dann mit dem Bobteam von U23-Weltmeisterin Kim Kalicki von Eintracht Wiesbaden messen, die seit 2018 ebenfalls am Stützpunkt in Altenberg trainiert. Nur eine der beiden Mannschaften wird sich bei der nächsten Selektion für die zweite Saisonhälfte im Weltcup und vor allem für die Heim-WM qualifizieren.

Neuling Laura Nolte (Winterberg) und Topfavoritin Mariama Jamanka vom BRC Thüringen, die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin, sind beide gesetzt. „Wir werden alles geben, um bei der WM in Altenberg dabei zu sein“, so Stephanie Schneider. „Und wenn wir dort starten, dann wäre es aus jetziger Sicht schon ein Erfolg, wenn wir eine Medaille holen.“ Sie selbst sei fit, das Schlittenmaterial der Berliner Schmiede FES habe sich zuletzt bewährt.

Auch der Oberbärenburger Bobpilot Nico Walther bekommt Ende des Jahres noch die Chance, sich seinen nächsten großen Traum zu erfüllen. Der Vize-Olympiasieger im Viererbob hatte die Selektionsrennen in Altenberg und am Königssee nach einem Sturz samt Verletzung Ende Oktober im ENSO-Eiskanal verpasst.

Die Verletzung der Brustwirbelsäule und der Schulter sei aber praktisch verheilt. „Ich fühle mich fit, stehe auch schon voll wieder im Athletiktraining“, sagt Walther am Dienstag. „Nur Bobfahren darf ich noch nicht.“ Das wurde ihm auf Anraten der Ärzte noch verboten. In rund drei Wochen will er beim Europacup-Rennen in Altenberg und Winterberg wieder in den Bob steigen. Auch sein Anschieber Paul Krenz (Mitteldeutscher BC) zeigte sich bei Saisoneröffnung in Dresden ebenfalls  optimistisch und gut erholt von seinen Prellungen infolge des Sturzes.

„Im Prinzip hat sich für uns nichts geändert. Wir müssen nun Ende Dezember in die Selektion, zwei von vier Mannschaften werden sich qualifizieren“, betont Walther. „Das wäre ja auch bei der jetzigen Selektion der Fall gewesen.“

In Altenberg muss sich der WM-Dritte von Whistler mit den Teams der beiden aktuellen Weltcup-Qualifikanten Johannes Lochner (Stuttgart), Christoph Hafer (Bad Feilnbach) und dem Deutschen Meister im kleinen Schlitten, Richard Oelsner vom BSC Sachsen Oberbärenburg, messen.

Zu dem Abschneiden des Trios bei der jüngsten Selektion will sich Walther nicht äußern. Er ist voll motiviert und fokussiert auf die Heim-WM in Altenberg, wo er aufgewachsen ist. Der 29-jährige Dresdner lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er bei den Ausscheidungsrennen erst einmal geschlagen werden muss. Und wenn er die Qualifikation schafft, will er bei der WM auch richtig etwas reißen. (skl/Fotos: skl)

 

Mehr Neuigkeiten zu den deutschen Rennrodlern und Skeletonsportlern folgen in den kommenden Tagen.