Im April ging es bereits zum zwölften Mal für eine Delegation der Sportjugend des Kreissportbundes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nach Bragin in Weißrussland. Zehn Teilnehmer, „alte Hasen“ und Neulinge machten sich in zwei Kleinbussen auf die lange Reise. Die Fahrt in die Kleinstadt dauert knapp 18 Stunden. Das ist übrigens die bisher kürzeste Reisezeit in der Geschichte dieser Begegnungen. Bragin liegt unweit von Tschernobyl, wo sich 1986 die große Reaktorkatastrophe ereignete hatte. Durch dieses schreckliche Ereignis ist die eher ruhige Stadt mit ihren umliegenden Dörfern bis auf den heutigen Tag stark geprägt.
Auf die Teilnehmer wartete bei ihrem viertägigen Aufenthalt ein straffes Programm. Den Anfang machte ein Museumsbesuch, wo man sich über die Heimatgeschichte und die Katastrophe von Tschernobyl informieren konnte. Anschließend wurde es sportlich bei einem Volleyballspiel mit den Mädchen und Jungen der örtlichen Sportschule.
Der nächste Tag war ganz sportlich geprägt. Es gehört schon zu einer guten Tradition, dass sich die deutschen Gäste am Gedenklauf zum Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe beteiligen. Die Streckenlängen lagen bei fünf und zehn Kilometer. In einem Fußballturnier konnten die Gäste aus Pirna hinter der Ukraine und vor Gastgeber Weißrussland den zweiten Platz belegen. Am Abend folgte dann der offizielle Empfang in gemütlicher Runde in einem Wäldchen am Rande der Stadt, wo man sich auch menschlich näher kam. Das war rückblickend gesehen für alle Teilnehmer der Höhepunkt. Die Gastfreundschaft der Braginer war sprichwörtlich mit den Händen zu greifen.
Das Besuchsprogramm führte die deutsche Delegation zur Gedenkstätte an die Schlacht im 2. Weltkrieg am Dnepr in Loew und die 500.000 Einwohner zählende Stadt Gomel. Besichtigt wurde auch die Eissporthalle und es schloss sich ein Bummel über den Basar an.
Besonders emotional wurde es am letzten Tag vor der Abreise. Da ging es zunächst in die Sperrzone um Tschernobyl. Da waren noch die eingefallenen Häuser zu sehen, darunter auch eine ehemalige Schule. In den Trümmern fanden sich Schuhe und Bücher aus der damaligen Zeit. Ein festes Ritual der Besuche in Bragin in den vergangenen Jahren ist auch eine Begegnung mit der letzten Bewohnerin des Dorfes, einer 96-jährigen Frau. Da wird es auf beiden Seiten immer wieder sehr ergreifend, wenn man ihre Lebensgeschichte hört. Dieses Schicksal lässt keinen unberührt. Da haben alle mit ihren Tränen zu kämpfen.
Der Abend klang im Kreise einer weißrussischen Familie mit leckeren Essen, mehreren Runden Wodka und großer Herzlichkeit aus.
Auf der Rückfahrt ließen die Teilnehmer die ereignisreichen Tage schon einmal Revue passieren. Es war für alle ein Besuch, den sie so schnell nicht vergessen werden.
Die Sportjugend erwartet nun in voller Vorfreude die weißrussischen Sportler zum traditionellen Gegenbesuch in Deutschland zum WGP-Citylauf am 5. Oktober in Pirna. (WoVo)
Foto: Kreissportbund